klb wuerzburg

Haben im Herbst 2024 ihre Ausbildung zur LFB-Beraterin abgeschlossen: Stefanie Jost (rechts) und Dorothee Patzwahl (links), mit LFB-Leiterin Rita Mergler-Spies (Mitte). Foto: Legge

Im Mai 2026 startet der neue Ausbildungskurs „Landwirtschaftliche/r Familienberater/in“. Zwei jüngst ausgebildete Beraterinnen und ein Berater erzählen, warum sich die Ausbildung lohnt und wie sie sich selbst dabei verändert haben.

Wenn die Arbeit auf dem landwirtschaftlichen Hof erbarmungslos weiterläuft, doch die Gedanken immer schwerer werden. Wenn familiäre Konflikte Arbeit und Beziehungen zerstören. Wenn finanzielle Sorgen drücken und niemand weiß, ob die Hofübergabe gelingt. Dann braucht es jemanden, der zuhört, versteht und unterstützt. Landwirtschaftliche Familienberaterinnen und -berater tun genau das. Sie sind da, wenn es schwierig wird – empathisch und mit einem tiefen Verständnis für das Leben und Arbeiten auf dem Land. Als verlässliche Partner suchen sie mit Ratsuchenden nach Wegen, um wieder in Balance zu kommen.

15 Beraterinnen und Berater sind aktuell bei der 1998 gegründeten Ländlichen Familienberatung (LFB) der KLB und KLJB im Bistum Würzburg tätig. Und der Bedarf steigt, so Leiterin Rita Mergler-Spies. Umso glücklicher ist sie, dass seit September 2024 drei neue Mitglieder im Team sind. Dorothee Patzwahl, Stefanie Jost und Christoph Rothhaupt haben den zweijährigen Kurs, der von der Bundesarbeitsgemeinschaft Familie und Betrieb und den Landwirtschaftlichen Familienberatungen in Bayern durchgeführt wird, absolviert. Für sie alle war es „eine unglaublich wertvolle Erfahrung und Bereicherung“.

LFB Christoph Rothhaupt Foto privatChristoph Rothhaupt, der einen Bio-Betrieb im Nebenerwerb führt, hat die Ausbildung „auf ein anderes Level gehoben“. 2018 war er selbst von einem Burn-Out betroffen, hat Hilfe bei der Ländlichen Familienberatung gesucht und gespürt: „Sprechen hilft. Es tut gut, wenn die Maske weg ist, ich niemanden mehr anlügen muss.“ Seitdem geht er offen mit seiner Depression um. Außerdem hat er seine Arbeitszeit von 14 Stunden am Tag halbiert, gemeinsam mit einer weiteren ehrenamtlichen LFB-Beraterin, Carola Müller-Arnold einen Gesprächskreis gründet, ist als Berater und Referent zu Burn-Out tätig und beginnt im März eine Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychologie. Völlig überraschend war für ihn „der neue Umgang mit mir selbst und das tiefe Vertrauen in bislang wildfremde Menschen: Das hat total geholfen!“

Wie hoch der Druck in der Landwirtschaft ist, weiß auch Argraringenieurin Dorothee Patzwahl, die Erfahrungen aus der landwirtschaftlichen Steuerberatung mitbringt: „Wenn am Küchentisch über Hofnachfolge und betriebliche Investitionen diskutiert wird oder wegen des Verlusts eines Kälbchens die Stimmung gedrückt ist, weiß man einfach, was Sache ist“, sagt sie. Die Ausbildung war deshalb eine logische Konsequenz. Neben vielen theoretischen Inhalten und Methoden habe sie sehr viel über Kommunikation, Familienkonstellation und Gruppendynamik gelernt. „Wir haben einen gut bestückten Werkzeugkasten mit den unterschiedlichsten Tools mitbekommen. Ich weiß jetzt, was ich kann, bin bei mir, habe die Angst vor Konflikten und Streit verloren.“

Ganz ähnlich sieht das auch Stefanie Jost, die als Sozialpädagogin und Altenpflegehelferin von der psychosozialen Seite zum Ausbildungskurs kam. „Mit meiner Kompetenz kann ich dazu beitragen, dass Menschen wieder eine Perspektive sehen“, betont sie. Die Ausbildung habe ihr nicht nur Techniken vermittelt, sondern einen „ganzen Schub an Selbstsicherheit und die Gewissheit: Gemeinsam finden wir einen Weg.“ Ein erfolgreicher Beratungsabschluss bedeute dabei nicht Friede, Freude, Eierkuchen, sondern Entscheidung. In der Beratung sei es am wichtigsten, „ein offenes Ohr zu haben und zuzuhören ohne zu werten“, bestätigt Christoph Rothhaupt. Er sieht sich und seine Kolleginnen als „Begleiter, die dabei unterstützen, neue Perspektiven einzunehmen“, denn oft liege genau darin schon die Lösung. „Entscheiden müssen die Betroffenen selbst“.

Dass sie sich in diesen zwei Jahren selbst noch einmal ganz neu kennengelernt haben, betrachten Stefanie Jost, Dorothee Patzwahl und Christoph Rothhaupt als großen Gewinn. „Ich bin persönlich gewachsen und hätte mir vieles schon früher gewünscht“, bringt es Patzwahl auf den Punkt. Seit einem Jahr sind die drei nun ehrenamtlich in der Beratung tätig und empfinden dabei tiefe Zufriedenheit: „Es fühlt sich einfach gut an, wenn Menschen wieder Luft und Licht spüren“, so Rothhaupt, und Stefanie Jost fügt hinzu: „Ich kann hier unheimlich viel bewirken. Denn jeder Hof, der überlebt, ist wertvoll.“

Text und Bild: Anja Legge

 Der neue Ausbildungskurs zum / zur Landwirtschaftlichen Familienberater/in startet im Mai 2026, läuft bis September 2027 und umfasst 14 Wochenenden an unterschiedlichen Orten in Bayern. Die Kurs-Kosten werden von der LFB getragen, Eigenbeteiligung für Unterkunft und Verpflegung 1100 Euro. Weitere Infos, Bewerbung und Anmeldung bis 27. März 2026 bei Rita Mergler-Spies, LFB der Diözese Würzburg. Telefon: 0931 / 386-63725, e-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..  Auch Ratsuchende aus den Grünen Berufen können sich jederzeit an diese Adresse wenden.