Führung über den Magerrasen am Rammersberg, wo Adonisröschen und Küchenschellen blühen.
Es war ein Frühjahrsabend wie aus dem Bilderbuch: Die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel, Vögel schwirrten zwitschernd durch die lauen Lüfte und an etlichen Stellen gab es Blumen zu entdecken. Gelbe und lila Tupfer durchzogen die karge Landschaft des Naturschutzgebiets „Rammersberg“ bei Wiesenfeld. Und mitten drin: Zwölf Frauen und Männern, angeführt von der Biologin Christiane Brandt mit ihrem Rauhaardackel.
Auf Einladung der KLB hatte sich die Gruppe am Freitag, 4. April, auf den Weg gemacht, seltene Frühjahrsboten zu suchen. Die großen, gelben Tupfer stellten sich als Adonisröschen heraus, die andernorts nur schwer zu finden sind. Am Rammersberg tauchen die leuchtend gelben Blüten an vielen Stellen auf und verzückten die Frauen und Männer gleich so, dass viele schon zu Beginn der Führung ihre Handys und Kameras zückten, um die frühlingshafte Pracht im Bild festzuhalten. Nicht weniger begehrt waren die lila Tupfer, die von einer großen Zahl von Küchenschellen beigesteuert wurden.
In der Eiszeit, so berichtete Naturführerin Christiane Brandt, sind Adonisröschen und Küchenschellen aus den Steppengebieten Sibiriens bei uns eingewandert und haben im Naturschutzgebiet „Mäusberg-Rammersberg und Ständelberg“ einen idealen Standort gefunden. Denn dort haben sich Magerrasen erhalten, die für den Bestand der beiden Blumenarten lebenswichtig sind.
Doch nicht nur Adonisröschen und Küchenschellen lieben diesen kargen Boden, auch andere Pflanzen wie das später im Jahr blühende Knabenkraut, der Wacholder oder wilde Birnen haben dort ihren Lebensraum gefunden. Daneben hat sich eine einzigartige Tierwelt mit seltenen Arten wie der Heidelerche, dem Baumpieper, dem Segelfalter oder der Schlingnatter erhalten.
Früher, so Christiane Brandt, die beim Landschaftspflegeverband Main-Spessart und Würzburg beschäftigt ist, habe man versucht, jede landwirtschaftliche Bewirtschaftung aus Naturschutzgebieten „raus zu bekommen“. Heute ist die Sicht ganz anders. „Unsere Artenvielfalt ist durch die Landwirtschaft entstanden“, sagte die Biologin. So nannte sie es denn auch ein „Riesenglück“, dass es einen Schäfer gibt, der das Naturschutzgebiet mit seinen Tieren im Sommer beweidet. „Wir brauchen die Weidetierhaltung, um unsere Kalkmagerrasen zu erhalten“, was auch von der EU gefordert wird. „Ohne Schafe geht es nicht“, so die Naturführerin, die seit 40 Jahren in der Region aktiv ist und die Entwicklungen der dortigen Tier- und Pflanzenwelt genau beobachtet.
„Wer Vielfalt will, braucht magere Flächen“, ist sie überzeugt. Die im Naturschutzgebiet lebenden Tiere finden dort viele Pflanzen, die ihnen nicht nur zur Nahrung dienen, sondern auch bei Krankheiten helfen. Der Niedergang der Artenvielfalt begann nach Brandts Worten mit der industrialisierten Landwirtschaft. „Die Landwirtschaft muss insgesamt nachhaltiger werden“, ist sie überzeugt. Zwar sei man inzwischen schon auf dem Weg der Besserung, wenn Bauern etwa Blühstreifen angelegen oder Ackerflächen im Winter begrünt werden, doch es gebe noch viel zu tun. Der Landschaftspflegeverband unterstützt und berät Landwirte bei diesem Prozess. „Naturschutz und Landwirtschaft müssen Hand in Hand gehen“, ist die Biologin überzeugt.
Am Ende der rund zwei Kilometer langen Runde verabschiedete Stefan Oppmann, Sprecher des KLB-Arbeitskreises Land, Christiane Brandt mit einem herzlichen Dankeschön und einem Korb mit vielfältigen Produkten aus der Region. - „Artenvielfalt erleben - Adonisröschen am Rammersberg“ war die Veranstaltung überschrieben, zu der der AK Land der KLB Würzburg am Freitag, 4. April, eingeladen hatte. Die Veranstaltung endete mit einem gemütlichen Beisammensein in Karlstadt.