Gut besuchter Senegal-Begegnungsabend auf dem Hof der Familie Düchs in Gaurettersheim
Der Senegalabend auf dem Hof von Barbara und Eugen Düchs ist mittlerweile zu einer festen Institution in der Mitte der Sommerferien geworden. So fanden sich am Mittwoch, 21. August, über 40 Interessierte aus ganz Unterfranken in Gaurettersheim ein. Besondere Gäste waren diesmal Abbé Pierre Dione aus der KLB-Partnerdiözese Kaolack sowie die beiden weltwärts-Freiwilligen Lilli Büttner und Philipp Cissé. Die Gruppe aus dem Trommelhaus Würzburg sorgte für afrikanischen Rhythmen.
Philipp Cissé, dessen Vater aus dem Senegal stammt, hatte für das Mitbring-Buffet Yassa gekocht, ein traditionelles Gericht aus dem Senegal, das aus Hühnchen, Reis und Zwiebeln besteht. Nach dem gemeinsamen Essen gab es einen Vortrag von Abbé Pierre. Der Geistliche studiert seit einigen Jahren in Paris und will nach dem Abschluss seiner Promotion in das westafrikanische Land zurückkehren, wo er Pfarrer von Passy wird.
Die Wahlen zu Beginn dieses Jahres standen im Mittelpunkt seiner Ausführungen über die aktuelle Lage im Senegal. Ex-Präsident Macky Sall hatte sich nach Diones Worten an die Macht geklammert und wollte die Wahlen zum Präsidentenamt verschieben. Es folgten Unruhen, in dessen Verlauf 17 Menschen ums Leben kamen. Vier Wochen später als geplant wurde dann der 43jährige Bassirou Diomaye Faye zum neuen Präsidenten gewählt. Seine Antrittsrede, so Thomas und Otto Kram aus Euerfeld, die beim Senegalabend dabei waren, hatte eine „starke Integrationswirkung“. Vor allem junge Leute setzen große Hoffnungen auf den neuen Mann im Amt.
Der westlich orientierte Senegal gilt trotz der kurzzeitigen Unruhen als Vorbild für Demokratie und Stabilität in Westafrika. In anderen Staaten der Region hatten sich in den letzten Jahren anti-westliche Militärs an die Macht geputscht - etwa in Guinea, Mali, Burkina Faso und Niger. Dies führte in der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (CEDEAO) zu Spannungen. Mali, Burkina Faso und Niger haben inzwischen die Gemeinschaft verlassen und suchen nun verstärkt Kontakte zu China und Russland.
„Der Zusammenhalt in Westafrika wird geringer“, stellte Abbé Pierre fest. Es gibt Befürchtungen, dass die Konflikte auch in den Senegal getragen werden. Nicht zuletzt deshalb sucht das Land vermehrt Kontakt zur EU. Viele Beziehungen liefen bisher zur ehemaligen Kolonialmacht Frankreich, was von vielen Senegalesen als einengend empfunden wird. Insbesondere bei der Nutzung von Bodenschätzen will der neue Präsident freier entscheiden. In den letzten Jahren wurden Öl und Gold gefunden, wobei Erdöl bereits gefördert wird.
Hinsichtlich der Religionen im Land hat Präsident Faye angekündigt, dass die Mehrheit der Muslime stärker anerkannt werden soll. So müssen nun auch katholische Schulen jungen Frauen erlauben, Kopftuch im Unterricht zu tragen. Bislang allerdings sind die Christen im Land nicht beunruhigt, da das Zusammenleben der beiden Religionen im Senegal als vorbildlich für Afrika gilt. Die Tragweite der Aussagen des Präsidenten sei allerdings nach vier Monaten im Amt noch nicht abzuschätzen, so Thomas Kram. Man befinde sich in einer „Habachtstellung“. Allerdings überwiegen die Hoffnungen auf den jungen Präsidenten bei weitem die Befürchtungen.
Bei dem Abend wurden auch die beiden weltwärts-Freiwilligen Lilli Büttner und Philipp Cissé für ihren Einsatz in der Diözese Kaolack verabschiedet. Die jungen Leute starten Anfang September für ein Jahr in den Senegal. Lilli kommt in die Schule „Collège Pie XII“, in der Kindern der 4. bis 10. Jahrgangsstufe unterrichtet werden. Philipp wird im Kinderkulturzentrum „Royaume d'Enfance“ (Königreich der Kinder) eingesetzt, das sich auch um Straßenkinder kümmert. Beide Projekten werden von der Partnerdiözese der KLB Würzburg in Kaolack betrieben werden.
Fotos: Barabara Düchs /Video: Marina Düchs