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Bündnis überreicht Erntekrone an Ministerien in Berlin und fordert Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft und bäuerlicher Rechte

Ein Bündnis aus kirchlichen Entwicklungsorganisationen und bäuerlichen Interessenvertretungen hat am Dienstag, 23. September, anlässlich des anstehenden Erntedankfests eine Erntekrone an Bärbel Kofler in Berlin überreicht. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erhielt die Krone mit der Bitte, sich für den Schutz der Saatgutvielfalt einzusetzen. Das Bündnis, dem auch die KLB Deutschland angehört, fordert zudem, keine Patente auf Saatgut zuzulassen. Eine weitere Erntekrone samt Forderungspapier wurde dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat überreicht.

Die Erntekrone steht für die Dankbarkeit gegenüber der Natur, für Wertschätzung bäuerlicher Arbeit und für eine gute Ernte. Diese ist für bäuerliche Betriebe in Unterfranken ebenso wie europa- und weltweit immer schwieriger zu erzielen. Klimaveränderungen bringen Wetterextreme und große Agrarkonzerne gewinnen durch Patente immer mehr Kontrolle über den Saatgutmarkt. Vielfältiges, lokal angepasstes Saatgut steht immer weniger zur Verfügung, und der Zugang wird immer mehr eingeschränkt, so das Bündnis.

In dieser Legislaturperiode stehen in der EU und im Bundestag wichtige Entscheidungen an. Es wird mit Hochdruck über die Reform der EU-Saatgutverordnung und an einem Verordnungsentwurf zu neuen Gentechnik-Pflanzen verhandelt. Diese Prozesse entscheiden darüber, ob bäuerliche Rechte gestärkt oder weiter eingeschränkt werden. Das Bündnis fordert, die „UN-Erklärung über die Rechte von Bäuerinnen und Bauern“ (UNDROP) von 2018 zur Grundlage der Gesetzgebungen zu machen und bäuerliche Rechte zu schützen.

„Wenn neue Gentechnik in der EU kaum noch geprüft und gekennzeichnet wird, wenn Pflanzen patentiert werden können und wenige Konzerne das Saatgut kontrollieren, verlieren Bäuerinnen und Bauern in Europa und weltweit die Kontrolle darüber, was sie anbauen“, beschrieb Kathrin Schroeder von Misereor die Situation. „Sie können dann nicht mehr frei entscheiden, ob eine Sorte zum Boden oder Klima passt. Weniger Auswahl auf dem Feld bedeutet weniger Sicherheit auf dem Teller: Wenn alle das Gleiche anbauen, kann eine Krankheit ganze Ernten vernichten – und das betrifft am Ende uns alle.“

„Wir fordern die Bundesregierung auf, sich in Brüssel für klare Regeln einzusetzen: Saatgut muss für Bäuerinnen und Bauern frei zugänglich und tauschbar bleiben, nur so bleibt die Vielfalt erhalten,“ erklärt Claudia Gerster, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. und Bäuerin aus Sachsen-Anhalt. „Gentechnikfreie konventionelle und ökologische Landwirtschaft braucht Schutz durch verpflichtende, wirksame Koexistenz- und Haftungsregelungen. Das wertvolle EU-Vorsorgeprinzip und unsere Wahlfreiheit als Bäuerinnen, Bauern und Verbraucher*innen muss gewährleistet werden.“

Martin Krieg, Direktor für Kommunikation und Engagement bei Brot für die Welt, erklärte: „Saatgut gehört allen – es ist nicht das Eigentum weniger. Wenn große Konzerne Patente auf Pflanzen erteilt bekommen, dürfen andere das Saatgut oft nicht mehr verwenden oder weiterentwickeln. Das ist, als würde jemand das Rezept für Brot patentieren und anderen verbieten, es zu backen.“

In einem gemeinsamen Papier, das die Bündnispartner Staatssekretärin Bärbel Kofler überreichten, haben die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Brot für die Welt, Misereor, die Interessengemeinschaft Nachbau, die KLB Deutschland und die Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten in den Gliedkirchen der EKD sieben zentrale Empfehlungen zusammengefasst. Diese zeigen, warum Saatgutpolitik heute über Ernährungssicherheit entscheidet.

Das Bündnispapier zum Download