Eine Wanderung des AK Land führte durch die „Biologische Schatzkammer“ in den Trockenhängen bei Böttigheim.
Sie sind für ihre Artenvielfalt bekannt und lassen nicht nur die Herzen von Naturschützern höher schlagen: Die Rede ist von den Trockenhängen rund um Böttigheim, die eine in Unterfranken einzigartige Fauna und Flora beheimaten. Das 150 Hektar große Naturschutzgebiet wird bei den Einheimischen daher auch „Fränkische Toskana“ genannt. Unter dem Motto „Biologische Schatzkammer“ fand am Freitag, 30. September, eine Wanderung des KLB-Arbeitskreises „Land“ durch dieses Kleinod statt.
Begleitet von drei Fachleuten und einem Team der Fernsehredaktion des Bistums Würzburg (Link direkt zum Film) machten sich 16 Frauen und Männer auf den Weg, diese Schatzkammer zu erkunden. Denn Biodiversität kann rund um Böttigheim hautnah erlebt werden, sind doch hier viele seltene Tier- und Pflanzenarten wie Orchideen und der blaue Enzian zuhause. Selbst griechische Landschildkröten können in dem milden Mikroklima den Winter überstehen. Bisher konnten über 1000 Pflanzen- und Tierarten nachgewiesen werden, von denen viele auf der Roten Liste stehen. Der Lothringer Lein ist beispielsweise in ganz Bayern nur an diesem Standort zu finden. Kein Wunder, dass das Flora-Fauna-Habitat als besonders schützenswert eingestuft und mit EU-Mitteln gefördert wird.
Am Rathaus traf sich die Gruppe mit Christiane Brandt vom Landschaftspflegeverband Würzburg, dem ehemaligen Bürgermeister von Böttigheim Achim Rieck und dem Landwirt Elmar Seubert, der auf dem Gelände Schafe, Ziegen und schottische Hochlandrinder hält. Die Beweidung, so Brandt, ist ein ganz wichtiger Faktor, um das Landschaftsbild mit seinem typischen Magerrasen und spärlichem Bewuchs zu erhalten. Zudem sind regelmäßig Pflegetrupps unterwegs, um den Landschaftscharakter zu erhalten. Dabei war der Sommer in diesem Jahr für die Schaf- und Ziegenbeweidung sogar zu trocken. So ist Landwirt Seubert froh, dass die Rinder auch trockenes Altgras fressen, was Ziegen und Schafe verschmähen.
Wacholder, so erklärte Brandt, ist ein Zeichen dafür, dass dieses Areal schon lange beweidet wird. Ab dem Mittelalter bis vor wenigen Jahrzehnten wurde an den Hängen sogar Weinbau betrieben, wovon noch heute alte Weinbergsmauern zeugen. Dazwischen entdeckte die Gruppe erste Pflanzen, die durch den September-Regen zum Leben erwachten wie der essbare wilde Schnittlauch. Auch die Berg-Kronwicke wächst hier, die dem „Glücks-Widderchen“, einer sehr seltenen Schmetterlingsart, als Nahrung dient. Daneben gibt es Bereiche, die gänzlich abgesperrt sind und vom Menschen nicht betreten werden dürfen wie z.B. ein Gebiet, in dem ein Uhu brütet. Wie gut der Natur dieser Schutz tut, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch am Himmel entdecken: Dort kreisten während der Wanderung neun Rotmilane.
Zum Film der Fernsehredaktion der Diözese Würzburg über diese Wanderung.
Fotos: Wolfgang Meyer zu Brickwedde