Bischof Martin Boucar Tine: Gerade für soziale Projekte in Kaolack ist die Unterstützung aus Würzburg unerlässlich.
„Die Solidarität der Weltkirche mit unserer kleinen Kirche im Senegal ist sehr wichtig“, betonte Bischof Martin Boucar Tine in einem Gespräch am Rande des Sonntags der Weltmission in Gaukönigshofen. Es habe gut getan, so im Zentrum der Weltkirche zu stehen wie in diesem Monat. Der von Missio München initiierte Monat der Weltmission stellte in diesem Jahr den Senegal besonders in den Mittelpunkt.
Allein der Blick auf Zahlen verdeutlicht, wie anders sich die Situation der Kirche im Senegal als hierzulande darstellt. Die Diözese Kaolack ist mit 22 000 Quadratkilometer zweieinhalb Mal so groß wie das Bistum Würzburg, hat aber nur 20 000 Katholiken. Oder, um es noch deutlicher zu machen: Pro Quadratkilometer gibt es gerade mal einen Christen. Zehn Prozent der Bevölkerung im Senegal sind Christen, die anderen 90 Prozent Moslems. Doch wer nun erwartet, dass es aufgrund dieser Situation zu Spannungen kommt, wir positiv überrascht. Das Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen gilt als vorbildlich für Afrika. Ja, so der Bischof, dieses Zusammenleben in Frieden und Harmonie sei „der Sockel, auf dem unsere Nation aufgebaut ist".
Wie gut dieses Zusammenleben funktioniert, das bestätigten auch die anderen Teilnehmenden der fünfköpfigen Delegation, die aus dem Senegal zum 40jährigen Bestehen der Partnerschaft mit der KLB Würzburg angereist waren. Da wäre z.B. Brigitte Traoré, Leiterin der Mädchenschule Claire Amitié in Kaolack. Dort werden Mädchen, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen, aufgenommen und ausgebildet. 170 junge Frauen besuchen derzeit die Schule, um einen beruflichen Abschluss etwa im Gastgewerbe oder als Schneiderin zu erlangen. Wichtigstes Ziel, so Brigitte Traoré, sei es jedoch, die jungen Frauen zu selbstbewussten Menschen zu erziehen, die erfolgreich ihren Weg durchs Leben gehen.
Abbé Pascal Sene ist Vorsitzender des Partnerschaftskomitees Kaolack, sein Vorgänger Abbé Pierre Dione war ebenfalls mit nach Würzburg gekommen. Dieses Komitee ist der wichtigste Ansprechpartner der KLB Würzburg, wenn es um die Frage von Projekten geht. Denn hier werden die Gelder verteilt, die notwendig sind, um z.B. das Kinderkulturzentrum in Kaolack zu fördern, das Straßenkindern eine neue Perspektive eröffnet.
Weder in dieser Einrichtung noch in der Mädchenschule Claire Amitié oder anderen Bildungseinrichtungen, Kindergärten und Schulen der Diözese wird nach der Religionszugehörigkeit gefragt. „Uns geht es darum, die Menschen zu unterstützen und ihnen zu helfen“, betonten die Senegalesen unisono. Nicht zuletzt deshalb ist die Partnerschaft mit dem Landvolk für Bischof Martin so wichtig. „Unsere sozialen Projekte und unsere soziale Pastoral können wir nur durch die Unterstützung der KLB Würzburg am Leben halten“, betont er. „Die Partnerschaft und das große Engagement der Menschen in der KLB Würzburg haben für uns einen enormen Stellenwert“.
Mit zur Delegation gehörte auch Michel Sene. Der Landwirt ist Vorsitzender der Katholischen Landvolkbewegung (MARCS) in der Diözese Kaolack. Aus der Zusammenarbeit mit der KLB Würzburg ist ein neues Projekt erwachsen, das diesmal nicht wie sonst üblich über Spenden finanziert wird. Investoren aus dem Bistum Würzburg gaben dafür Geld als Darlehen an die MARCS, mit der sie eine Rindermast in Sing-Sing aufbaut. Die investierten Beträge werden bei Erfolg des Vorhabens zurück gezahlt. Wie gut das Projekt angelaufen ist, davon konnten sich viele KLB-Mitglieder bei einem Film überzeugen, der über den aktuellen Stand des Projekts informierte.