Exkursion der KLB mit Würzburgs Stadtförster Karl-Georg Schönmüller im Steinbachtal
Auf die enorme Bedeutung des Stadtwalds für die Einwohner von Würzburg hat der Leiter des Forstamtes Würzburg Karl-Georg Schönmüller aufmerksam gemacht. „Ohne unseren Wald wäre die Stadt im Sommer rund drei bis vier Grad wärmer“, betonte er bei einer Exkursion der KLB Würzburg am Donnerstag, 5. Juni, im Steinbachtal. „Das wäre unerträglich“, so der Stadtförster.
Doch nicht nur für die Kühlung der Stadt ist der Wald von Bedeutung. „Boden, Ozeane und Bäume sind bedeutende CO2-Speicher“, erläuterte Schönmüller. Und auch bei Starkregen spielt der Wald eine wichtige Rolle, denn er kann große Mengen Wasser speichern und sorgt so dafür, dass die Fluten nicht ungebremst in die Stadt strömen.
Welch fatale Folgen Starkregen für Würzburg haben kann, zeigte das „Magdalenenhochwasser“ im Jahr 1342, als das Wasser bis an den Treppen des Doms stand und die alte Mainbrücke weggerissen wurde. Ausgelöst worden war die Tragödie, als nach einer langen Trockenperiode ein „zwei Tage anhaltender außerordentlicher Wolkenbruch“ folgte, bei dem Hunderte von Liter Regen pro Quadratmeter über der Region nieder gingen. Als die Wasser Richtung Main rauschten, entstanden auch die tiefen Gräben, die noch heute im Steinbachtal sichtbar sind.
Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrung mit der verheerenden Flut im Ahrtal hat die Forstverwaltung im Wald Rückhaltebecken für je rund 1000 Kubikmeter Wasser angelegt. „Wir beobachten bei starken Regenfällen, wo das Wasser im Wald fließt und versuchen dann, darauf zu reagieren, indem wir solche Becken anlegen“, erklärte der Forstmann.
Wichtig für die Artenvielfalt der Tierwelt sind z.B. auch die Wirtschaftswege durch den Wald. Dort sind links und rechts oft Weiden, wilde Kirschen, Holunder, Hartriegel, Linden oder Efeu anzutreffen, die Insekten aller Art anziehen. Und wo Insekten sind, da jagen auch Fledermäuse sehr gern.
Der Waldboden ist im Stadtwald teilweise von hoher Qualität. Rund 40 Prozent der Bäume stehen auf einer dicken Lößschicht, welche die Natur prächtig gedeihen lässt. An anderen Stellen, wo Muschelkalk oder Keuper dominieren, sind nach Schönmüllers Worten die Bäume zehn Meter niedriger als an günstigeren Standorten. Kein Wunder, dass dort, wo heute der Stadtwald steht, im Mittelalter Ackerland betrieben wurde. Noch heute kann man teilweise die damals angelegten Terrassen erkennen. Der Waldbestand war in dieser Zeit auch wesentlich geringer und betrug nur rund drei bis fünf Prozent. Der Boden musste viele Menschen ernähren, ehe die Bevölkerung etwa durch den Bauernkrieg oder die Pest dezimiert wurde. Und dann „holte sich der Wald das Terrain zurück“.
Rund 1000 Hektar Wald werden vom Forstamt Würzburg betreut. Auf rund drei Viertel der Fläche stehen Laubbäume, vor allem Buchen, die immer noch rund 50 Prozent des Bestands ausmachen. Sie sind allerdings ebenso wie Fichten auf dem Rückzug. Da letztere eigentlich eher nach Skandinavien oder in die Alpen mit ihrem kühleren Klima gehören, werden sie regelmäßig entnommen, vor allem wenn sie geschädigt oder abgestorben sind. So ist der Anteil der Fichten im Stadtwald deutlich gesunken.
Nachhaltig bewirtschaftet wird dagegen der Eichenbestand, den Schönmüller als Schatz bezeichnete. „Wir haben rund 3000 über 60 Zentimeter dicke Eichen in unserem Bestand“, erklärte er nicht ohne Stolz, wodurch der Stadtwald zu den „Top Ten“ in Unterfranken zähle. Auch sonst kann sich der Wald durchaus sehen lassen, denn „Würzburg gehört zu den biotopreichsten Städten in Bayern.“ So finden sich neben Eichen und Buchen auch seltenere Laubbaumarten wie Speierling oder Elsbeere und Nadelbäume wie Douglasien, Lärchen und Eiben. Zudem experimentiert die Forstverwaltung mit mediterranen und hitzeresistenteren Arten, um zu sehen, wie sich Flaumeiche oder Silberlinde in unserer Region bewähren.
Ebenso unterhaltsam wie informativ gestaltete Schönmüller die zweieinhalbstündige Tour durch den Wald. Vor allem die Folgen des Klimawandels für den Wald brachte er dabei immer wieder zur Sprache. „Ich spreche von Klimakrise, denn den Klimawandel gab es schon immer“, sagte er. Etwa im Mittelalter, als eine „kleine Eiszeit“ für einen Rückgang der Temperaturen sorgte. Anhand von Schaubildern verdeutlichte er, wie rasant die Erwärmung von Würzburg dagegen in den letzten Jahren voran schritt.
Zum Abschluss der abendlichen Runde wurde es nahezu andächtig. Die Gruppe lief schweigend ein Stück durch den Wald, um auf das vielfältige Konzert der Vögel zu lauschen und die Vielfalt des Waldes bewusst wahr zu nehmen.