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Jan Brinkmann baut seit 2018 an einem Südhang des Teutoburger Waldes Wein an. Er ist einer der ersten Weinbaubetriebe in Niedersachsen.

Die einwöchige Tour der KLB Würzburg führte in diesem Jahr ins Osnabrücker Land. 

Bewährte Truppe, bewährte Vorbereitung, jede Menge Informationen und ein guter Schuss Geselligkeit: Die Studienreise der KLB Würzburg war für die 46 Teilnehmenden wieder eine runde Sache. Die einwöchige Tour führte in diesem Jahr ins Osnabrücker Land. Höhepunkte waren Besichtigungen der Superlative: die Meyer-Werft in Papenburg, eines der größten Schiffbauunternehmen weltweit, Emsflower, das größte Gartenbauunternehmen Europas, und der Weinhof Brinkmann in Bad Iburg, einer der ersten Weinbaubetriebe in Niedersachsen.

Seit 2018 wird an einem Südhang des Teutoburger Waldes auf rund 2,5 Hektar Wein angebaut. Pionier Jan Brinkmann setzt dabei auch auf neue Sorten wie „Helios“ oder „Solaris“, die widerstandsfähiger gegen Pilzkrankheiten sind. Schädlinge wie die Kirschessigfliege hält er mit engmaschigen Netzen von seinen Reben ab, nachdem sie ihm ein Jahr zuvor großen Schaden zugefügt hatten. 60 bis 70 Prozent seines Umsatzes macht Brinkmann mit Wein, den restlichen Anteil über den Hofladen und Hanfanbau. Der Hanf wird zu Hanföl oder Keksen verarbeitet oder geht an die Faserindustrie. Bei einer Weinprobe konnten sich die Unterfranken davon überzeugen, dass auch Wein aus einer ungewohnten Region mundet. Vor allem sein Secco, so Brinkmann schmunzelnd, biete nur „einen geringen Trinkwiderstand“.

Am nächsten Tag stand eine Führung in Osnabrück auf dem Programm. Dort gab es Wissenswertes über den in der Stadt geschlossenen „Westfälischen Frieden“, der das Ende des 30-jährigen Kriegs markierte. Auch auf das älteste Gymnasium Deutschlands wurde ein Blick geworfen; es war von Karl dem Großen gegründet worden. KLB-Bildungsreferent Wolfgang Meyer zu Brickwedde, der die Fahrt wieder vorbildlich organisiert hatte, hat einen persönlichen Bezug zu der Schule, denn er besuchte selbst das Gymnasium.

Am Nachmittag wurde Station in Bad Rothenfelde mit seinem beeindruckenden Gradierwerk gemacht. Es ist 412 Meter lang und jeweils zehn Meter breit und hoch. Da hieß es tief durchatmen für alle, denn die salzhaltige Luft, die entsteht, wenn das Solewasser durch die unzähligen Zweige des Schwarzdorns rinnt, ist sehr gesund.

Mit dem Besuch des über 750 Jahre alten Stifts Börstel startete man in den nächsten Tag. Dieser Ort der Stille liegt mitten im Wald und wurde als Kloster von Zisterzienserinnen gegründet. Seit der Reformation bis heute gehören dem Stiftskapitel acht evangelische und zwei katholische Frauen an. Neben der Gestaltung des geistlichen Lebens gehören der Erhalt der historischen Gebäude und die Bewirtschaftung der stiftseigenen Ländereien mit 200 Hektar und des Stiftsforstes mit 560 Hektar zu den Aufgaben des Stiftes.

Nach einem gemütlichen Mittagessen im Freien ging es weiter nach Papenburg. Um zwei Stunden verpasste die Gruppe dort den Stapellauf eines großen Kreuzfahrtschiffs, das auf der Ems Richtung Nordsee gezogen wurde. „Wir konnten nur noch die Rücklichter sehen“, so Meyer zu Brickwedde. Trotzdem war die Besichtigung der Meyer-Werft ein absolutes Erlebnis. Bestaunt werden konnte dort die über 500 Meter lange Dockhalle, in der vor allem riesige Kreuzfahrtschiffe für bis zu 6000 Passagiere gebaut werden. Vom Auftrag bis zur Fertigstellung eines solchen Schiffs vergehen lediglich 36 Monate. Insgesamt beschäftigt der Weltmarktführer für Kreuzfahrtschiffe 3400 Mitarbeiter in Papenburg, sowie weitere 25 000 europaweit.

Trotz dieser Dimensionen hat das Unternehmen vor wenigen Wochen Schlagzeilen gemacht, weil es in eine finanzielle Schieflage geraten ist - trotz voller Auftragsbücher. Demnach soll die Werft bis 2031 zehn Ozeanriesen mit einem Auftragsvolumen von rund elf Milliarden Euro bauen. Was die Lage so schwierig macht: Für ein solches Schiff, das circa 1,2 Milliarden Euro kostet, werden nur etwa 20 Prozent angezahlt. Den „Rest“ von 80 Prozent muss die Werft vorfinanzieren. Jetzt sind Bund und Land eingesprungen, um das Unternehmen zu stabilisieren.

„Ingenieurskunst auf höchsten Niveau“, so Meyer zu Brickwedde, könne man beim Bau der Schiffe erleben. So können sich die riesigen Schiffe durch entsprechende Antriebspropeller auf dem Fleck drehen. Und noch ein Beispiel: Am Rumpf wird durch den Ausstoß kleiner Luftbläschen der Widerstand verringert, was zu einem geringeren Verbrauch von Kraftstoff führt. Inzwischen werden Schiffe, die in der Meyer-Werft vom Stapel laufen, mit Flüssiggas betrieben. Bis 2027 sollen alle Schiffe umweltneutral sein.

Nicht ganz so gewaltig, aber auch beeindruckend sind die Zahlen, die das Unternehmen „Emsflower“ aufzuweisen hat, das ebenfalls besichtigt wurde. Auf einer Fläche von 87 Hektar unter Glas werden 560 Millionen Beetpflanzen im Jahr produziert - Europarekord! Besonders beeindruckt waren die Teilnehmenden von Gemüse, das in einer Nährlösung wächst und dadurch absolut makellos ist. Die Tomaten haben Stiele, die bis zu 15 Meter lang werden und das ganze Jahr tragen. Vieles wird mit modernster Technik bewerkstelligt wie etwa durch Stecklingsroboter oder Pflanzmaschinen. Ein eigenes Kraftwerk sorgt für Energie und vier Regenrückhaltebecken für die Sicherstellung der ganzjährigen Bewässerung.

Viel beschaulicher geht es auf dem Hof Hulsmeier zu, der ebenfalls in Emsbüren liegt. Er betreibt neben einem Bauernhof-Café und einer Salzgrotte eine sogenannte SwinGolf-Anlage. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Golf und Minigolf, die sich aus alten bäuerlichen Spielen entwickelt hat. Ebenfalls in Augenschein genommen wurde das Tuchmachermuseum in Bramsche, eine ehemalige Tuchfabrik, die bis 1972 Waren bis nach England verkauft hat. Einen besonderen Namen hat sich der Schönfärber Andreas Martin Wolf vor rund 200 Jahren gemacht, der als Erfinder des „Bramscher Rot“ gilt, das bis heute Markenzeichen der Stadt ist.

Bramsche reklamiert auch für sich, der Ort zu sein, an dem die Varusschlacht stattgefunden hat. Dabei sind im Jahr 9 n.Chr. drei Legionen des römischen Heerführers Varus von den Germanen aufgerieben worden. Am Kalkrieser Berg wurden seit 1980er Jahren Funde wie römische Münzen gemacht, die belegen, dass dort ein römisches Heer vernichtend geschlagen wurde. Besichtigen kann man das Ganze in einem Museum und Park. Heute ist Kalkriese das erste antike Schlachtfeld Europas, das archäologisch untersucht wird.

Auch der kleine Ort Brickwedde unweit von Bramsche, aus dem die Vorfahren von Meyer zu Brickwedde stammen, wurde von der Gruppe in Augenschein genommen. Im Nachbarort Ankum gab es die imposante Kirche St. Nikolaus zu bestaunen, die von den Einheimischen „Artländer Dom“ genannt wird.

Die Studienreise „Land und Leute im Osnabrücker Land“ fand vom 15. bis 22. September statt und wurde vom Land & Leute Bildungswerk der Katholischen Landvolkbewegung Diözese Würzburg durchgeführt. Quartier bezogen wurde in Georgsmarienhütte in der Katholischen Landvolk-Hochschule Oesede. Die Leitung hatte KLB-Bildungsreferent Dr. Wolfgang Meyer zu Brickwedde.

Fotos: Wolfgang Meyer zu Brickwedde